3-Liga.com: Hallo Herr Stipic. Danke, dass Sie es einrichten konnten. Sie haben die Stuttgarter Kickers von Horst Steffen erst kurz vor der Winterpause übernommen, konnten allerdings nicht mehr vermeiden, dass man als Letzter in die Pause geht. Dennoch konnte im letzten Spiel vor der Winterpause ein Lebenszeichen gesetzt werden. Wie wichtig war der späte Ausgleich gegen Osnabrück in Ihren Augen?
Tomislav Stipic: Mit dem späten 2:2-Ausgleichstreffer hat sich die Mannschaft für eine sehr engagierte Leistung belohnt und in der Tat ein Lebenszeichen gesendet. Die ausgeglichene Partie hat gezeigt, dass wir mit den Teams aus der oberen Tabellenhälfte durchaus mithalten können. Ein Unterschied zwischen einer Mannschaft mit einer Niederlage in zehn Spielen im Vergleich zu einer Mannschaft mit zwölf sieglosen Spielen in Folge war nicht zu erkennen.
3-Liga.com: Sie haben die Mannschaft nach einer langen Niederlagenserie übernommen, konnten im ersten Spiel gleich einen Punkt holen, ein Sieg fehlt aber noch. Denken Sie, dass dann der Knoten platzen wird?
Tomislav Stipic: Ich gehe fest davon aus, dass wir in Kürze wieder einen Sieg einfahren werden – am liebsten gleich im ersten Heimspiel gegen Erzgebirge Aue. Die Mannschaft arbeitet unheimlich hart und durch die Neuzugänge wurde die Qualität des Teams gesteigert. Wir verfügen nun über zusätzliche Optionen, um unser Spiel variabler zu gestalten. Dadurch sind wir für den Gegner nicht mehr so leicht auszurechnen.
3-Liga.com: Wie bewerten Sie eigentlich die Arbeit Ihres Vorgängers? Viele waren doch durchaus vom schlechten Abschneiden bisher überrascht, nachdem man in der vergangenen Saison den Aufstieg lange Zeit im Visier hatte. Wie ist es eigentlich möglich, dass es trotz nur weniger Umstellungen ein solcher Leistungsabfall passierte und wie bewerten Sie eigentlich den Kader?
Tomislav Stipic: Mir steht es nicht zu, über die Arbeit meines Vorgängers zu urteilen. Fakt ist, dass die Mannschaft keine Spiele mehr gewonnen hat und ich geholt worden bin, um das Team zurück in die Erfolgsspur zu führen. Wir hatten leider nur wenig Zeit, um in die Köpfe der Spieler zu schauen. Unsere Analyse hat einige Ansatzpunkte geliefert, an denen wir in der Winterpause gearbeitet haben.
3-Liga.com: Nun hat man eine schwere Aufgabe vor sich. Es geht darum, die Klasse zu halten. Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, am Ende über der roten Linie zu stehen? Der Rückstand beträgt ja lediglich drei Punkte auf das rettende Ufer.
Tomislav Stipic: Obwohl wir 13 Spiele am Stück nicht mehr gewonnen haben, sind es nur drei Punkte bis zum ersten Nichtabstiegsplatz. Das zeigt, wie ausgeglichen die Liga ist. Wir haben 17 Endspiele vor der Brust, in denen wir alles abrufen werden, um unser Ziel zu erreichen. Ich traue uns den Klassenerhalt zu, aber das wird ein hartes Stück Arbeit.
3-Liga.com: Was ist Ihnen als Trainer wichtig, wie sieht das Konzept aus, mit dem Sie zum Erfolg kommen wollen?
Tomislav Stipic: In unserer aktuellen Situation geht es nicht unbedingt um Spielsysteme, sondern um Erfolgserlebnisse. Wie die zustande kommen, interessiert am Ende niemanden mehr. Wir können aber nur erfolgreich sein, wenn wir als Team auftreten und sich jeder für den anderen aufopfert. Dazu zähle ich auch das Team hinter dem Team sowie die Kollegen der Geschäftsstelle und natürlich unsere Fans und Sponsoren. Nur gemeinsam können wir uns aus dieser Situation befreien, um am Ende die Klasse zu halten.
3-Liga.com: Nun befanden Sie sich ja im Trainingslager in Teneriffa, um sich optimal vorbereiten zu können. Wie sind die Bedingungen dort gewesen?
Tomislav Stipic: Wir haben das Trainingslager am vergangenen Mittwoch abgeschlossen. Die Bedingungen waren in allen Bereichen hervorragend. Vor allen Dingen hatten wir optimale Trainingsplätze und gute Gegner. Hinzu kamen die kurzen Wege vom Hotel zum Trainingsgelände und das angenehme Klima. Ich bin sehr zufrieden mit dem Aufenthalt auf Teneriffa und danke allen, die dazu beigetragen haben, dass wir uns dort eine Woche vorbereiten konnten.
3-Liga.com: Es gab schon eine Hiobsbotschaft, denn bei einem Testspiel hat sich Stürmer Manuel Fischer schwer verletzt. Wie sehr trifft das die Mannschaft und Sie und wird darauf noch einmal auf dem Transfermarkt reagiert?
Tomislav Stipic: Jede Verletzung trifft eine Mannschaft hart, doch Verletzungen gehören zum Fußball dazu. Wir haben ziemlich zeitnah reagiert und mit Stephané Mvibudulu vom TSV 1860 München einen guten Ersatz verpflichten können.
3-Liga.com: Nun sind ja schon vier neue Spieler zu Ihrem Kader gestoßen, unter anderem Mvibudulu, der von den Löwen aus München kam. Wie sehr verstärken diese Akteure die Mannschaft und haben sie sich schon zurechtgefunden?
Tomislav Stipic: Es war uns ganz wichtig, dass die neuen Spieler im Trainingslager auf Teneriffa dabei sind bzw. wie im Fall Mvibudulu nachgekommen sind. So ein Trainingslager eignet sich immer besonders gut, um neue Spieler zu integrieren, da die Jungs rund um die Uhr auf engstem Raum zusammen sind und sich dadurch besser kennenlernen können. Dieser Prozess hat auf Teneriffa unheimlich gut funktioniert.
3-Liga.com: Noch zum Abschluss eine Frage. Die 3. Liga ist ja bekannt dafür, besonders ausgeglichen zu sein mit Ausnahme Dynamo Dresdens. Wer wird Ihrer Meinung am Ende den Aufstieg noch packen, bzw. in die Relegation?
Tomislav Stipic: Neben Dynamo Dresden sehe ich gute Möglichkeiten für Aue, Osnabrück und Münster. In wie weit Großaspach und Magdeburg in der Rückserie ihre gute Form bestätigen können, wird sich zeigen. Vielleicht gelingt ja Magdeburg der Durchmarsch oder Großaspach eine Überraschung.
3-Liga.com: Dann bedanke ich mich noch einmal dafür, dass wir sprechen konnten und wünsche Ihnen und der Mannschaft Alles Gute.
Tomislav Stipic im Exklusiv-Interview: „In unserer aktuellen Situation geht es um Erfolgserlebnisse“
Es ist keine leichte Aufgabe, die Tomislav Stipic bei den Stuttgarter Kickers übernommen hat. Nachdem die Degerlocher Horst Steffen beurlaubt hatten, übernahm der Fußballlehrer und soll den Vorjahresvierten nun aus dem Keller führen. Exklusiv mit 3-Liga.com sprach Stipic über diesen Kraftak.
Datum der Veröffentlichung: 19.01.2016 18:59 Uhr | Autor: Johann Sebastian Künzig
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